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Langzeitbelichtung

Aktualisiert: 25. Okt. 2021

Bewegungen sichtbar machen

 

Die Langzeitbelichtung ist eine Technik, mit der du Sternenbahnen am Nachthimmel, weiches nebelartiges Wasser, Autos auf der Autobahn und vieles mehr spannend darstellen kannst. Um diese Technik anwenden zu können, ist im Grunde genommen nicht viel Vorwissen oder besonderes Equipment erforderlich. Aus diesem Grund möchte ich dir zeigen, was du mit einer längeren Belichtungszeit so alles anstellen kannst.



Was ist eine Langzeitbelichtung?


Eine Langzeitbelichtung ist ein Foto, welches mit einer langen Belichtungszeit oder Verschlusszeit aufgenommen wurde. In der Regel ist jede Belichtungszeit länger als 1/30 Sekunde eine Langzeitbelichtung. Die Zeit, die der Sensor belichtet wird, kann Sekunden bis hin zu mehreren Stunden dauern. Durch die lange Belichtungszeit des Sensors wird das Bild heller und nimmt kontinuierlich alles einfallende Licht auf (siehe Artikel Belichtungszeit).



Was brauchst du für eine Langzeitbelichtung?


Kamera und Objektiv

Als Erstes benötigst du natürlich eine Kamera und ein Objektiv. Du solltest bei deinem Objektiv darauf achten, wie hell deine Umgebung ist und wie lange du belichten möchtest. Ich würde dir empfehlen bei sehr dunklen Umgebungen ein lichtstarkes Objektiv (möglichst offene Blende) zu verwenden, damit du auch sehr lichtschwache Sterne einfangen kannst. Deine Kamera sollte die Funktion haben, dass du die Belichtungszeit manuell einstellen kannst.


Stativ

Da bei längeren Belichtungszeiten die Gefahr zu Verwackeln sehr groß ist, solltest du auf alle Fälle ein Stativ verwenden, damit du nicht aus der Hand fotografierst und das Bild verwackelst. Hierbei würde ich dir ans Herz legen, nicht das günstigste Stativ am Markt zu kaufen, denn immerhin sollte dein Stativ möglichst stabil und robust sein.


Fernauslöser oder Intervalometer

Je nach Kameramodell hast du die Möglichkeit unterschiedlich lange Belichtungszeiten einzustellen. In der Regel ist die maximale Belichtungszeit 30 Sekunden. Wenn du aber länger belichten möchtest, kannst du dir ein Intervalometer oder einen Fernauslöser zulegen, mit dem du dann mehrere Stunden belichten kannst, solange dein Akku hält.

Beim Kauf eines Fernauslösers hast du 2 Möglichkeiten:

  • Kabelauslöser

  • Drahtloser Infrarot-Auslöser

Durch den Kauf eines Fernauslösers hast du gleich mehrere Vorteile. Zum einen kannst du einstellen, wann die Kamera auslösen soll und vor allem wie lange. Zum anderen besteht ohne Fernauslöser die Gefahr, dass du beim Auslösen deiner Kamera verwackelst und sich das dann auf das Bild auswirken kann. Wenn du keinen Fernauslöser hast, kann es auch hilfreich sein, bei deiner Kamera einen 2-Sekunden Selbstauslöser einzustellen, damit deine Kamera beim Auslösen nicht verwackelt.


Neutraldichtefilter

Neutraldichtefilter gibt es in unterschiedlichen Stärken, von schwach verdunkelt bis beinahe undurchlässig. Der Wert der Stärke des Filters wird mit "Stopps" angegeben. Die Anzahl der Stopps zeigt dir, wie stark verdunkelt das Licht wird und wie stark du die Belichtungszeit erhöhen kannst. Dabei gilt: Durch Erhöhung um ein Stopp eines ND-Filters halbiert sich die Lichtmenge, die zum Sensor gelangt. Hier eine kleine Übersicht über die verfügbaren Stärken von ND-Filter:


Die Stärke des ND-Filters ergibt sich auf der Anzahl der Stopps

Das bedeutet also, dass die Zahl des ND-Filters beschreibt, um welchen Faktor die einfallende Lichtmenge reduziert wird. Also ein ND2-Filter (1 Stopp) reduziert die Lichtmenge um den Faktor 2. Um also die selbe Belichtung zu erreichen, musst du die doppelte Belichtungszeit einstellen. Hast du also eine Belichtungszeit von 1/2 Sekunde, musst du mit einem ND2 Filter doppelt so lange (1 Sekunde) belichten.




Schritt für Schritt zur Langzeitbelichtung


Da du nun weißt, was eine Langzeitbelichtung ist und was du dazu brauchst, schauen wir uns nun Schritt für Schritt an, wie du eine Langzeitbelichtung umsetzen kannst.


Schritt 1: Equipment checken

Da Langzeitbelichtungen sehr viel Energie benötigen, solltest du auf alle Fälle deine Akkus voll laden und wenn möglich zusätzliche Akkus mitnehmen, damit du nicht nach nur ein paar Bildern wieder nach Hause fahren musst, um deine Akkus zu laden. Immer dabei haben solltest du ein Stativ, um Verwicklungen zu vermeiden.


Schritt 2: Bildkomposition und Fokus

Bevor du überhaupt die Kamera richtig einstellen kannst, solltest du dir Gedanken darüber machen, was du fotografieren möchtest und wie dein Bild aussehen soll. Wenn du ein geeignetes Motiv gefunden hast, solltest du dich mit der Komposition auseinandersetzen. Dabei können dir die Drittel-Regel der Führungslinien helfen. Hast du erstmal dein Motiv bzw. deinen Bildausschnitt richtig positioniert, dann geht es darum, dass du den richtigen Fokus findest. Das klingt erstmal leichter als es ist, denn im Dunklen fällt es der Kamera schwer, den Fokus einzustellen. Mein Tipp dafür ist eine Taschenlampe mitzunehmen (wenn du im Dunklen fotografierst), damit du dein Motiv, das scharfgestellt werden soll, anleuchten und anschließend fokussieren kannst. Wenn du widerum am Tag mit einem sehr starken ND-Filter arbeitest, solltest du zuerst alles einstellen und erst dann den ND-Filter vor das Objektiv geben. Allgemein gilt bei Langzeitbelichtungen: Besser den manuellen Fokus verwenden.


Schritt 3: Kamera einstellen

Dein Motiv ist scharf und die Bildkomposition passt? Dann schauen wir uns als nächstes an, welche Einstellungen du bei deiner Kamera machen kannst bzw. solltest.

  1. Kameramodus wählen, der eine manuelle Belichtungszeit möglich macht (P, TV, M...)

  2. ISO so gering wie möglich, idealerweise auf ISO 100

  3. Mittlere Blende für viel Schärfentiefe, f/5.6 bis f/11, Verschlusszeit anpassen

  4. Bulb-Modus für Belichtungszeiten über 30 Sekunden

  5. Fotografiere immer in RAW, um eine gute Nachbearbeitung möglich zu machen

  6. 2 Sekunden-Selbstauslöser oder Fernauslöser verwenden und einstellen


Schritt 4: Belichtungszeit berechnen und einstellen

Da du jetzt alles bis auf die Belichtungszeit eingestellt hast, schauen wir uns nun an, wie du die passende Belichtungszeit einstellen kannst.

Es gibt zwei Möglichkeiten, um die Belichtungszeit zu berechnen:

  • Möglichkeit 1: Verwendung einer Smartphone-App

  • Möglichkeit 2: Manuell berechnen

Die einfachere Möglichkeit die Belichtungszeit zu berechnen ist die Verwendung einer Smartphone App. Diese berechnet dir durch Eingabe deines verwendeten ND-Filters die richtige Belichtungszeit.

Möchtest du aber lieber die Belichtungszeit genauer verstehen, dann empfehle ich dir, dass du eine manuelle Berechnung machst. Ich zeig dir mal, wie es geht:


Verwendest du einen ND8 Filter, dann fällt achtmal weniger Licht auf deinen Sensor als ohne Filter. Daher musst du die Belichtungszeit um den Faktor 8 erhöhen, um dein Bild gleich hell werden zu lassen. Verwendest du also eine Belichtungszeit von 1/16 Sekunde ohne ND-Filter, musst du mit einem ND-Filter 1/2 Sekunde einstellen, damit dein Bild gleich hell wird. Die Rechnung hierfür lautet also 1/16*8. Wie du siehst ist auch kein Mathestudium notwendig, um das auszurechnen.


Schritt 5: Warten und nachjustieren

Nun weißt du, welche Belichtungszeit du einstellen musst, um dein erstes Bild zu machen. Es kann jedoch schnell passieren, dass dein Bild nicht so wird wie du möchtest, da du vielleicht nicht alle Lichtquellen beachtet hast oder sich diese plötzlich verändern. Daher solltest du mal ein Testfoto machen und abwarten, bis die Belichtungszeit um ist und eventuell nachjustieren, bis du mit dem Ergebnis zufrieden bist.


Ich hoffe du hast verstanden, wie du eine Langzeitbelichtung machen kannst. Um wirklich gute Langzeitbelichtungen aufnehmen zu können, benötigt man sehr viel Zeit und Übung. Also verzweifle nicht gleich, wenn du nicht auf Anhieb die besten Fotos machst, das kommt alles mit der Zeit.



Beispiele für Langzeitbelichtungen


Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Langzeitbelichtungen einzusetzen. Damit du deine erlernten Fähigkeiten gleich ausprobieren kannst, möchte ich dir ein paar Ideen zeigen, was du mit einer langen Belichtungszeit spannender aussehen lassen kannst.


Wasser zu Nebel machen

Wenn du fließendes Wasser hast, kannst du mit einer Langzeitbelichtung dieses Wasser wie Nebel aussehen lassen. Ein Beispiel dafür wäre ein Wasserfall oder die Brandung am Meer.



Blitze fotografieren

Hast du dich schon mal gefragt, wie es möglich ist einen Blitz zu fotografieren? Die Antwort lautet: Mithilfe einer Langzeitbelichtung. Wenn du ein Gewitter siehst, dann stell doch bei deiner Kamera mal eine längere Belichtungszeit ein und hoffe, dass in dieser Zeit ein Blitz einschlägt. Dieses Licht fängt dann deine Kamera ein und du bekommst spektakuläre Bilder. Es ist jedoch auch sehr viel Glück dabei.



Menschen in Bewegung

An vielen Orten bewegen sich massenweise Menschen. Das kannst du für eine Langzeitbelichtung ausgezeichnet nutzen und die Bewegung einfangen. Dadurch werden die Menschen verschwommen und es entsteht ein interessanter Effekt.



Lichter der Autobahn

Ein Klassiker für Langzeitbelichtungen ist eine befahrene Straße. Durch eine lange Belichtungszeit bei Nacht kannst du die roten und weiß-gelben Lichter der Autos als Lichtstreifen einfangen.



Feuerwerk fotografieren

Hast du schon mal versucht ein Feuerwerk zu fotografieren und bist daran gescheitert, weil du es nicht geschafft hast im richtigen Moment abzudrücken? Genau diesen Fehler machen nämlich viele Menschen, die versuchen ein Feuerwerk zu fotografieren. Um ein Feuerwerk schön abzubilden, ist es nicht sehr sinnvoll im genau richtigen Moment den Auslöser mit kurzer Belichtungszeit zu drücken, sondern stattdessen die Kamera richtig einzustellen und eine Langzeitbelichtung zu machen. Dadurch kannst du die schöne Pracht eines Feuerwerks fotografieren.



Sternenhimmel

Die wahrscheinlich am häufigsten versuchte Langzeitbelichtung in der Nacht ist der Sternenhimmel. Man kennt die wunderschönen Bilder aus den Sozialen Medien und denkt sich: "Das kann ich auch". Dann geht man mit der Kamera in der Nacht hinaus und macht im Automatik-Modus ein Foto. Der Blick auf das Display ist dann aber enttäuschend und man fragt sich warum. Der Grund dafür ist, dass du einen Sternenhimmel fast nur mit einer langen Belichtungszeit fotografieren kannst, um das schwache Licht der Sterne schön abzubilden. Wenn du eine sehr lange Belichtungszeit einstellst, dann kannst du sogar die Bewegung der Sterne aufzeichnen.



Zusammenfassung


Eine Langzeitbelichtung ist eine Belichtung des Sensors für eine längere Zeit, um Bewegungen erkennbar zu machen oder dunkle Umgebungen hell erscheinen zu lassen. In der Regel ist jede Belichtungszeit länger als 1/30 Sekunde eine Langzeitbelichtung. Damit dir deine Langzeitbelichtung gelingt, brauchst du eine Kamera, ein gutes Stativ, einen ND-Filter und wenn möglich einen Fernauslöser. Am Anfang versuch am besten Bilder zu machen mit einer Belichtungszeit von 2 bis 3 Sekunden, damit du ein Gefühl dafür bekommst. Wenn du dann sattelfest bist, kannst du auch mehrere Stunden belichten, wofür du aber sehr viel Geduld und Akku brauchst. Wenn du die Kunst der Langzeitbelichtung erstmal beherrscht, steht dir nichts mehr im Wege deine Motive spannender zu gestalten.



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