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Die Belichtungszeit

Aktualisiert: 25. Okt. 2021

Zeit für Helligkeit

 

Neben der Blende und ISO ist die Belichtungszeit ein sehr wichtiger Teil des Belichtungsdreiecks. In diesem Artikel möchte ich dir die Grundlagen der Belichtungszeit möglichst einfach erklären.



Belichtung des Sensors

Du hast dich sicher schon mal gefragt, wie deine Kamera belichtet wird. Im Grunde musst du dir das vorstellen wie eine Art Vorhang. Ist der Vorhang geöffnet, gelangt Licht durch das Objektiv auf den Sensor. Hast du zum Beispiel eine Spiegelreflexkamera, dann ist dieser „Vorhang“ eine Klappe mit einem Spiegel drauf, der sobald du den Auslöser drückst, hochklappt. Dahinter befindet sich dann der Sensor, der dann Licht sammelt und digital speichert. Bei spiegellosen Systemkameras wirst du keinen „Vorhang“ finden, da hier der Sensor direkt belichtet wird und der Vorhang digital geöffnet und geschlossen wird, nachdem du den Auslöser betätigst.


Was hat das Ganze aber nun mit der Belichtungszeit zu tun?

Die Belichtungszeit ist im Grunde die Zeit, die der Sensor belichtet wird. Also die Zeit zwischen Öffnen und Schließen des Vorhanges bzw. des Verschlusses. Nach Ablauf dieser Zeit klappt der Verschluss wieder nach unten und dadurch wird der Sensor wieder abgedeckt.


Die Auswirkung der Belichtungszeit

Wie vorher bereits erwähnt ist sie die Zeitspanne, in der der Kameraverschluss geöffnet ist, und dadurch kann Licht auf den Sensor deiner Kamera gelangen.

Dabei hat die Belichtungszeit mehrere Auswirkungen auf das Bild, welche du für deine Fotos sehr gut nutzen kannst. Welche Auswirkungen das sind, möchte ich dir einmal kurz erklären:


1. Bewegungsunschärfe

Du wirst bei dunklem Licht im Automatik Modus bestimmt schon mal ein Bild einer Person oder einer Landschaft gemacht haben, oder? Dabei ist dir sicher aufgefallen, dass die Kamera länger belichtet und das Bild aufnimmt. Wenn sich nun ein bewegtes Objekt in deinem Bild befunden hat, wirst du sicher entdeckt haben, dass dein bewegtes Objekt unscharf geworden ist. Aber woran liegt das? Genau da kommt unsere Belichtungszeit ins Spiel. In der Zeit, wo der Sensor belichtet wird, fängt dieser alles einfallende Licht ein. Wenn du nun bei einer längeren Belichtungszeit ein bewegtes Objekt fotografierst, wird in dieser Zeit jede einzelne Position, an der sich das Objekt befindet, eingefangen (vorausgesetzt das Objekt wird belichtet). Das heißt also, wenn du länger belichtest, bekommen bewegte Objekte eine Bewegungsunschärfe (und das Bild wird nebenbei heller). Diese ist manchmal eher unerwünscht, jedoch kann sie gezielt eingesetzt auch ein sehr kreatives Stilmittel ergeben. Dadurch kannst du Bewegung gut darstellen oder zum Beispiel Lightpainting machen (siehe Artikel Lightpainting). Wichtig dabei ist aber ein stabiler Kamerastand, weswegen ich dir bei Langzeitbelichtungen ein gutes Stativ empfehlen würde. Ideen für Langzeitbelichtungen und Fotobeispiele findest du im Artikel „Langzeitbelichtung“.


2. Bewegungsschärfe

Das Gegenteil der vorhin erwähnten Bewegungsunschärfe ist die Schärfe oder wie ich sie auch gerne nenne Bewegungsschärfe bei der Belichtungszeit. Wenn du möchtest, dass dein bewegtes Motiv so scharf wie möglich ist, solltest du eine sehr kurze Belichtungszeit wählen, damit du den Moment einfrieren kannst und Bewegungsunschärfe vermeidest. Das ist häufig bei Tieren oder fahrenden Autos der Fall. Bedenke aber, dass dadurch dein Bild dunkler wird, was du mit ISO und Blende ausgleichen müsstest. Dazu möchte ich dir aber später im Artikel „Belichtungsdreieck“ mehr erklären.


Wie du siehst entsteht mehr Bewegungsunschärfe, je länger du die Belichtungszeit wählst. Daher merk dir einfach Folgendes:

Je länger du die Belichtungszeit wählst, desto mehr Bewegungsunschärfe hast du im Bild.

3. Helligkeit

Nun weißt du ja bereits welche Auswirkung die Belichtungszeit auf die Schärfe hat, aber das ist nicht der einzige Einfluss, den die Verschlusszeit auf das Bild hat. Der Sensor wird durch die Wahl einer bestimmten Belichtungszeit für eine bestimmte Zeit lang belichtet. Je länger die Belichtungszeit, desto mehr Licht kann vom Sensor gesammelt werden. Das bedeutet auch, dass bei längeren Belichtungszeiten dein Bild heller wird. Dadurch ist es möglich auch bei schlechten Lichtverhältnissen genug Licht einzufangen und dadurch das Foto korrekt zu belichten. Damit du aber volle Kontrolle über die Helligkeit erlangst, ist es wichtig, dass du die Zusammenhänge zwischen Blende, ISO und Belichtungszeit versteht. Diese werde ich dir aber später erklären, wo wir uns mit dem Belichtungsdreieck auseinandersetzen.


Fürs Erste ist für dich wichtig:


Lange Belichtungszeit —> Bild wird heller

Kurze Belichtungszeit —> Bild wird dunkler


Angabe der Belichtungszeit


Da du nun weißt, was die Belichtungszeit ist und wie sie das Bild beeinflusst, schauen wir uns jetzt einmal an, wie diese auf deiner Kamera angezeigt wird. In der Regel wird die Belichtungszeit in Bildern pro Sekunde angegeben. Vielleicht ist dir der Begriff „fps“ aus der Filmbranche bekannt. Dieser bedeutet aus dem englischen „frames per second“, übersetzt „Bilder pro Sekunde“. Hast du also einen Wert von 1/8 auf deiner Kamera stehen, bedeutet das, dass die Kamera mit dieser Geschwindigkeit acht Bilder pro Sekunde aufnehmen kann.

Ich finde in der Fotografie diese Erklärung etwas zu schwammig, daher möchte ich dir eine einfache Merkhilfe von mir geben:


1/8 bedeutet, dass die Kamera eine Achtel-Sekunde belichtet. Ich würde dir also empfehlen, die Zahl als Bruchteil einer Sekunde zu sehen. Dadurch wird alles, was mit 1/Zahl gekennzeichnet ist, als Bruchteil einer Sekunde verstanden und alles ohne „/“ ist eine Angabe in Sekunden.


Je nach Kamera ist es möglich, sehr kurze Belichtungszeiten einzustellen. Typischerweise lässt sich eine Belichtungszeit von 1/4000 oder sogar 1/8000 einstellen. Die längste Belichtungszeit, die typischerweise auf DSLR und spiegellosen Kameras einstellbar ist, ist 30 Sekunden. Ist dir das zu wenig, hast du noch immer die Möglichkeit einen Fernauslöser oder auch Intervalometer zu verwenden und dadurch unbegrenzt hohe Zeiten einzustellen, sofern dein Akku nicht leer wird.


Wann nimmt man nun also welche Belichtungszeit?


Dafür gibt es genauso wie bei der Blende oder ISO keine universell gültige Antwort. Das kommt auf zwei Faktoren an:

Erstens: Willst du den Moment einfrieren oder Bewegung im Bild sichtbar machen?

Zweitens: Ist dein Bild mit der von dir gewählten Blende und ISO zu hell oder zu dunkel?

Bevor du also deine Belichtungszeit auswählst, solltest du diese 2 Fragen für dich beantworten. Ich kann dir darum keine Regel präsentieren, da es immer auf die Situation ankommt. Um dich aber nicht völlig im Dunklen zu lassen, möchte ich dir ein paar Beispiele zeigen.

Längere Belichtungszeit

Wenn du keine bewegten Objekte im Bild hast, die scharf sein sollen, dann bietet sich oft eine längere Belichtungszeit gut an. Vor allem in der Nacht oder in dunklen Räumen sorgt eine lange Verschlusszeit für eine ausreichende Belichtung trotz wenig Lichteinfall. Da der Sensor lange belichtet wird, fängt er auch genügend Licht ein und selbst sehr schwache Lampen erscheinen hell. Das folgende Bild zeigt, dass selbst ein Foto in der Nacht mit einer längeren Belichtungszeit gut ausgeleuchtet werden kann:

Stadt bei Nacht mit einer Belichtungszeit von 13 Sekunden.

Hier wurde eine Belichtungszeit von 13 Sekunden gewählt, damit der Sensor genug Licht einfangen und speichern kann. Da die hier relativ egal ist, ob du eine lange oder kurze Belichtungszeit einstellst, konnte hier auch eine sehr große Blendenzahl von f/11 gewählt werden, um so viel Schärfentiefe wie möglich zu erreichen.



Kurze Belichtungszeit

Bei bewegten Objekten macht es oft Sinn, eine sehr kurze Belichtungszeit einzustellen. Dadurch kannst du die Bewegung einfrieren und os den Moment festhalten. Im folgenden Bild siehst du ein Beispiel für den Einsatz einer kurzen Belichtungszeit:

Die Bewegung des Elefanten wird mit einer Belichtungszeit von 1/1250s eingefroren.

Dieser Elefant wurde mir einer Belichtungszeit von 1/1250s fotografiert. Dadurch ist es möglich, den Moment wo der Elefant Sand in den Himmel wirft festzuhalten. Da durch die kurze Belichtungszeit aber weniger Licht eingefangen werden kann, wurde die Blende auf f/5 eingestellt um dennoch ein ausreichend belichtetes Bild zu erreichen.

Nochmal zusammengefasst: Wenn du eine kurze Belichtungszeit einstellst, kannst du bewegte Objekte einfrieren. Fotografierst du zum Beispiel einen laufenden Hund, dann kann deine Belichtungszeit ruhig mal bei einer 1/1000 Sekunde liegen. Fotografierst du langsamerer Motive, dann würde auch eine Belichtungszeit von 1/200 oder länger reichen, ohne dass Bewegungsunschärfe entsteht. Du hast Lust bekommen, das mal zu testen? Dann hier ein paar Beispiele, was du "einfrieren" könntest:

  • Bewegte Tiere

  • Fahrende Autos ohne Lichtstreifen

  • Sport

  • Sprünge in die Luft

  • Ein Stein, der ins Wasser fällt

  • Und noch vieles mehr


Belichtungszeit einstellen


Bist du im automatischen Modus, so regelt deine Digitalkamera natürlich auch die Belichtungszeit automatisch. Um aber selbst entscheiden zu können, wie lange der Sensor belichtet werden soll, hast du mehrere Möglichkeiten. Die wohl beste und einfachste Möglichkeit, um dich mit der Belichtungszeit vertraut zu machen, ist die sogenannte Blendenautomatik, die Verschlusspriorität oder auch kurz als „TV“ Modus bezeichnet. „TV“ steht hierbei für „time variable“ und lässt so darauf schließen, dass es sich hierbei um einen Modus handelt, wo du die Zeit variabel einstellen kannst. Vielleicht hast du den Artikel „Blende“ bereist gelesen, dann wird dir der Begriff „AV“ sicher bekannt vorkommen. „TV“ ist eben das Gegenteil von „AV“, wo du anstatt der Blende die Belichtungszeit selbst einstellen kannst und die Blende dazu von deiner Kamera automatisch gewählt wird. Bei Nikon wird der „TV“ Modus mit „S“ angeschrieben.


Möchtest du aber alle Einstellungen selbst wählen, so kannst du auch den Modus „M“, also den manuellen Modus, gerne verwenden. Bedenke aber, dass du hier alle Einstellungen selbst wählen musst.


Belichtungszeit bei Brennweiten


Eine Sache, die du bei der Wahl deiner Belichtungszeit berücksichtigen solltest, ist die Brennweite deines verwendeten Objektives. Der Grund dafür ist, dass längere Brennweiten mehr Verwacklungsunschärfe haben und dadurch kürzere Belichtungszeiten diese verhindern können.

Damit du dir etwas darunter vorstellen kannst, bei welcher Brennweite du welche Belichtungszeit einstellen solltest, habe ich folgende Faustregel für nicht stabilisierte Objektive für dich:

Der Wert der Belichtungszeit sollte mindestens dem der Brennweite entsprechen.

Das bedeutet, dass wenn du zum Beispiel eine Brennweite von 100 mm hast, solltest du mindestens 1/100 Belichtungszeit wählen, um Verwacklungsunschärfe zu vermeiden. Natürlich kannst du immer auch kürzere Zeiten verwenden, wenn du möchtest. Diese Regel wird auch als „Reziprokenregel“ bezeichnet.



Nützliche Tipps

  • Freihandfotos mit kurzen Belichtungszeiten

  • Langzeitbelichtungen nur mit Stativ oder Bildstabilisator

  • Bei Verwendung eines Intervalometers wähle wenn möglich den Modus B (Bulb)

  • Überleg dir vor Wahl der Belichtungszeit, ob du Bewegung im Bild hast und wenn ja überleg dir, ob du diese einfrieren oder darstellen möchtest

  • Die auf der Kamera verfügbaren Belichtungszeiten verdoppeln oder halbieren sich ungefähr mit jeder Anpassung



Zusammenfassung

Die Belichtungszeit gehört zum Basiswissen in der Fotografie. Wenn du also ein guter Fotograf oder eine gute Fotografin werden möchtest, solltest du diese beherrschen. Daher würde ich dir empfehlen, nun deine Kamera zu nehmen und mit dem Modus „TV“(Canon) oder „S“(Nikon) ein bisschen zu experimentieren oder zu verwischen und andererseits das Foto korrekt zu belichten.



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