Die Buchstaben am Wahlrad verstehen und richtig einsetzen
Das Wahlrad steckt voller Betriebsarten, die du wählen kannst. Dabei bietet dir jede Betriebsart unterschiedliche Einstellungsmöglichkeiten. Es ist sinnvoll zu wissen, was die einzelnen Modi ausmacht und wann es sinnvoll ist sie zu verwenden.

Was ist eine Betriebsart oder ein Kameramodus?
Jede Betriebsart oder auch jeder Kameramodus gibt dir die Möglichkeit, auf unterschiedliche Parameter bzw. Einstellungen zuzugreifen und zu steuern. Die klassischen Parameter sind Blende, ISO und Belichtungszeit. Je nach gewähltem Modi kannst du alle oder nur einzelne Parameter steuern und alle nicht von dir gesteuerten Parameter werden automatisch von der Kamera übernommen. Das gibt dir dir Möglichkeit nur die Parameter steuern zu müssen, die du auch wirklich selber bestimmen möchtest. Früher war eine Wahl von unterschiedlichen Modi nicht möglich und man musste alle Einstellungen manuell vornehmen. Die Erfindung der ersten Kamera mit automatischer Belichtungsmessung im Jahre 1938 von der Firma Kodak brachte eine Wende in der Fotografie. Erst Jahre später wurde im Jahre 1962 von der Firma Topcon die erste Spiegelreflexkamera mit automatischer Belichtungsmessung auf den Markt gebracht .
Da bieten dir diese Modi heutzutage zahlreiche Vorteile, die die Bedienung und Einstellung deiner Kamera wesentlich erleichtern können.
Je nach Kameramarke und Typ hast zu verschiedene Kameramodi zur Verfügung. Hast du zum Beispiel eine kleine Kompaktkamera, ist diese in der Regel mit einem automatischen Kameramodus ausgestattet. Bereits professionellere Typen wie zum Beispiel Spiegelreflexkameras verfügen über viel umfangreichere Modi. Damit du einen Überblick über die wichtigsten Modi erhältst, schauen wir uns diese mal im Detail an.
Arten
Es gibt zahlreiche Arten von Kameramodi, die je nach Kameramarke und Typ unterschiedlich vorkommen und gekennzeichnet werden. Die wichtigsten Arten, die du kennen solltest, sind:
Automatik (A+)
Programmautomatik (P)
Blendenpriorität (AV oder A)
Verschlusspriorität (TV oder S)
Bulb (B)
Manuell (M)
Diese Modi findest du am häufigsten am Wahlrad der Kameras. Schauen wir uns nun an, was diese unterschiedlichen Modi auszeichnet und wann du diese gut einsetzen kannst.
Automatik (A+)
Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich hierbei um den automatischen Modus. Wenn du dein Wahlrad auf diesen Modus stellst, musst du nichts weiter tun als einfach auf dein Motiv zu halten und abzudrücken. Du brauchst also weder Blende, ISO noch die Belichtungszeit einstellen. Deine Kamera nimmst selbstständig eine Belichtungsmessung vor und stellt daraufhin "passende" Werte ein. Wie du aber vielleicht bereits weißt, ist die Automatik auch kein fehlerfreies Werkzeug. Im Gegenteil, die Automatik kann nicht wissen, wie dein Bild aussehen soll und stellt die Werte nur so ein, dass die Belichtung des Fotos korrekt ist. Damit du aber wirklich professionelle kreative Bilder machen kannst, würde ich dir von diesem Modus abraten.
Programmautomatik (P)
Auch wenn bei der Programmautomatik das Wort "Automatik" drin steckt, handelt es sich bei diesem Modus nicht um eine reine Automatik. Je nachdem wie hell deine Umgebung ist und wie viel Licht durch dein Objektiv auf den Sensor fällt, regelt deine Kamera automatisch die Blende und die Belichtungszeit, um das Bild korrekt zu belichten. Fotografierst du also in heller Umgebung, so stellt deine Kamera automatisch eine kleinere Blendenöffnung ein, damit die kurze Verschlusszeit beibehalten werden kann.
Das Problem dieses Modus ist, dass er dir sehr viel Kontrolle über die Belichtung nimmt. Du kannst in der Programmautomatik aber trotzdem kleine Änderungen an den Einstellungen vornehmen. Mit Hilfe des Einstellrades auf deiner Kamera kannst du die von der Kamera gewählte Blende und Belichtungszeit ändern und anpassen. Drehst du das Einstellrad nach links, verkürzt deine Kamera die Belichtungszeit und erhöht hingegen die Blendenöffnung. Wenn du das Einstellrad nach rechts drehst, so erhöht deine Kamera die Belichtungszeit und verringert die Blendenöffnung. Also nochmal kurz und verständlich:
Einstellungsrad nach links --> Belichtungszeit verkürzen, Blendenöffnung vergrößern
Einstellungsrad nach rechts --> Belichtungszeit verlängern, Blendenöffnung verkleinern
Blendenpriorität (AV oder A)
Die Blendenpriorität gibt dir die volle Kontrolle über die Blende. Das bedeutet, dass du in diesem Modus eine Blende einstellen kannst, die du gerne möchtest und deine Kamera errechnet dir dadurch eine passende Belichtungszeit, damit das Bild passend belichtet wird. Du findest diesen Modus am Wahlrad mit der Bezeichnung AV oder A. AV steht dabei für "Aperture Variable", was auf Deutsch so viel bedeutet wie "Blendenvariabel". Du kannst also in diesem Modus die Blende variabel einstellen und so deine gewünschte Schärfentiefe wählen. Der Modus eignet sich vor allem bei Landschaftsfotos, wo die Blende für die Schärfentiefe sehr wichtig ist und für Portraits, wo du gerne einen unscharfen Hintergrund haben möchtest. Wenn du mehr über die Blende erfahren möchtest, dann lies dir auf jeden Fall den Artikel über die Blende durch.
Verschlusspriorität (TV oder S)
Wenn du bei deinem Wahlrad die Verschlusspriorität einstellst, hast du die Möglichkeit deine Belichtungszeit bzw. Verschlusszeit zu wählen und deine Kamera wählt eine dazu passende Blendenzahl. Am Wahlrad wird die Verschlusspriorität mit TV oder S gekennzeichnet, je nach Kameramarke und Modell. Dabei steht etwa "TV" für "Time Variable", was übersetzt so viel bedeutet wie "Zeitvariabel". Du hast also in diesem Modus die Möglichkeit die Belichtungszeit zu verlängern oder zu verkürzen und hast somit volle Kontrolle über Bewegungsschärfe und Unschärfe. Die Verschlusspriorität eignet sich sehr gut für bewegte Objekte und Langzeitbelichtungen.
Das Problem bei diesem Modus ist jedoch, dass Bilder schnell unter- oder überbelichtet werden. Das liegt daran, dass du die Belichtungszeit einstellst und die Kamera hingegen die Blende automatisch wählt. Stellst du nun zum Beispiel eine sehr kurze Belichtungszeit ein, muss deine Kamera eine sehr offene Blende wählen. Es kann aber je nach Objektiv nun passieren, dass deine maximale Blendenöffnung von zum Beispiel f/4 nicht ausreicht, um dein Bild ausreichend zu belichten. Dadurch wird dein Bild unterbelichtet und du müsstest die Belichtungszeit erhöhen. Wie du also siehst, hat dieser Modus auch seine Grenzen. Möchtest du mehr über den Einsatz der Belichtungszeit erfahren, dann schau dir doch den Artikel zu Die Belichtungszeit an.
Bulb (B)
Der Bulb-Modus ist eine spezielle Form der Verschlusspriorität. Dabei wird dein Bild so lange belichtet wie du den Auslöser gedrückt hält. Dieser Modus ist vor allem bei der Verwendung eines Fernauslösers beziehungsweise eines Intervalometers sehr sinnvoll. So kannst du sehr lange Belichtungszeiten wählen und teilweise mehrere Stunden durchgehend belichten. Mehr über längere Belichtung in der Fotografie kannst du im Artikel zu Langzeitbelichtung lesen.
Manuell (M)
Der König der Fotografie ist der Manuelle Modus. Dieser wird Klassischerweise mit einem M gekennzeichnet. In diesem Modus hast du volle Kontrolle über alle Einstellungen der Kamera. Du musst also Blende und Belichtungszeit selbst einstellen und deine Kamera stellt keinen dieser Werte automatisch ein. Um dich in deinem Modus zurecht zu finden, ist es wichtig, dass du die Grundlagen des Belichtungsdreiecks verstanden hast und den Zusammenhang zwischen Blende, ISO und Belichtungszeit verstehst.
Wenn du diesen Modus erst mal beherrschst, kannst du deine Bilder so gestalten wie du möchtest. Auch in extremen Lichtsituationen lohnt sich die Wahl des manuellen Modus, denn in diesem Fall kann es passieren, dass deine Kamera die Belichtung falsch einschätzt, was schnell zu über- oder unterbelichteten Bildern führen kann.
Zusammenfassung
Nun kennst du alle Kameramodi beziehungsweise Betriebsarten. Ich würde dir empfehlen, dass du dich zuerst mit den Grundlagen von Blende, ISO und Belichtungszeit beschäftigst und anschließend mit der Blendenpriorität und Verschlusspriorität dein Wissen praktisch umsetzt. Wenn du erstmal den Zusammenhang dieser Parameter verstanden hast, kannst du dich auch gleich im manuellen Modus versuchen. Hast du diesen erstmal unter Kontrolle, bist du auf deinem Weg zum Fotografen bzw. zur Fotografin bereits einen Schritt weiter.
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