Es kommt nicht auf die Größe an.
Einer der wichtigsten Bestandteile der Fotografie ist das Objektiv. Ohne Objektiv kann deine Kamera kein brauchbares Foto machen. In diesem Artikel lernst du, welche Objektive es gibt und wo die Unterschiede liegen, damit du in jeder Situation das richtige Objektiv wählst.

Was ist ein Objektiv?
Kurz gesagt ist ein Objektiv ein sammelndes optisches System. Es sorgt dafür, dass eine reelle optische Abbildung deines Motivs erzeugt wird. In der Fotografie sorgt das Objektiv dafür, dass das einfallende Licht gesammelt und auf den Sensor projiziert wird. Dabei hast du die Möglichkeit mit Hilfe des Objektives dein Bild scharf zu stellen, die einfallende Lichtmenge mit der Blende zu regulieren und je nach Wahl der Brennweite einen unterschiedlichen Bildbereich aufzunehmen. Kurz gesagt kannst du mit einem Objektiv folgende Komponenten einstellen:
Den Fokus
Den Zoom
Die Öffnung der Blende
Schauen wir uns aber zuerst einmal an, wie ein Objektiv denn überhaupt funktioniert.
Aufbau eines Objektives
Im einfachsten Fall ist das Objektiv aus einer Anzahl von Linsen aufgebaut, die zusammengeschoben werden, damit der Fokus korrekt gewährleistet wird. Zu dieser Gruppe gehört zum Beispiel ein Objektiv mit einer Brennweite von 50 mm und mit dem sogenannten Gauß-Typ Aufbau, welches aus sechs Linsen besteht. Im folgenden Foto siehst du den Querschnitt eines Objektives von Olympus. Hier sind nicht nur sechs Linsen, sondern ganze 14 Linsen verbaut. Diese müssen im korrekten Abstand zueinander stehen, um ein scharfes Foto zu bekommen.

Wie du siehst ist ein Objektiv nicht nur einfach ein Gehäuse mit einer Linse drin. Um das Licht korrekt auf den Sensor zu bringen, sind oft zahlreiche Linsen notwendig. Wenn ein Bildstabilisator verbaut ist, wird der Gesamtaufbau noch einmal komplizierter. Doch nicht nur die Linsen sind für den Aufbau wichtig, auch der Abstand zwischen den einzelnen Linsen beeinflusst das Endergebnis. Hier kommt nun ein sehr wichtiger Begriff ins Spiel: Die Brennweite.
Die Brennweite
Die Brennweite ist der Abstand zwischen der Linsenmitte und ihrem Brennpunkt. Dieser wird auch Fokuspunkt genannt. Einfach gesagt ist die Brennweite also ein Abstand, der in Millimeter angegeben wird. Jetzt wird es aber noch etwas komplizierter. Die Lichtstrahlen treffen auf die Linse, werden gebrochen und treffen sich an einem Punkt wieder (unser Fokuspunkt). An diesem Punkt ist das Bild am schärfsten. Je nach Linsentyp bzw. Linsenwölbung wird das Licht in längerer oder kürzerer Entfernung hinter der Linse gebündelt.
Keine Sorge, du hast die trockene Theorie gleich überstanden. Also weiter im Text.
Hast du nun nicht nur eine Linse, sondern ein Objektiv mit mehreren Linsen, so hat diese auch nur eine einzige Brennweite. Diese wird dann aber nicht von der Mitte der Linse, sondern von der bildseitigen Hauptebene des Linsensystems weg gemessen. Schauen wir uns das Ganze kurz noch grafisch an:

Wie du siehst verlaufen die Lichtstrahlen durch diese Linse und werden so gebrochen, dass sie an einem Punkt (Brennpunkt) wieder aufeinander treffen. Wie gesagt ist dies der Punkt, wo das Bild dann scharf ist. Was hat das aber nun mit Fotografie zu tun?
Durch Verstellen des Fokusrings verschiebst du eine Linse in deiner Kamera und so wird dann der Brennpunkt genau auf deinen Sensor gerichtet und es entsteht ein scharfes Bild.
Was bewirkt die Brennweite?
Du weißt jetzt bereits, was die Brennweite ist, aber noch nicht was sie bewirkt. Im Grunde gibt die Brennweite an, wie groß dein Bildausschnitt/Bildwinkel bzw. wie gezoomt dein Bild ist. Eine größere Brennweite sorgt dafür, dass du nur einen kleinen Winkel hast und dafür weit entfernte Objekte groß abbilden kannst. Umgekehrt bedeutet dies, dass ein Objektiv mit einer geringen Brennweite einen großen Bildwinkel abbildet und du mehr aufs Bild bekommen kannst. Aber nicht nur das, die Brennweite wirkt sich auch auf die Schärfentiefe aus. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann schau dir den Artikel zum Thema Schärfentiefe an.
Bildwinkel
Wie schon oben genannt sorgt eine große Brennweite für einen kleinen Bildwinkel und umgekehrt. Das bedeutet also, dass der Bildwinkel direkt mit der Brennweite und auch dem Sensor zusammenhängt. Damit du dir das ein bisschen besser vorstellen kannst, habe ich folgende Tabelle für dich vorbereitet, die zeigt, wie Bildwinkel und Brennweite zusammenhängen:

Wie du siehst werden die Bildwinkel bei längerer Brennweite geringer. Du musst dir auf gar keinen Fall diese Zahlen merken. Sie sind nur da, um dir ein Gefühl dafür zu geben, wie Bildwinkel und Brennweite zusammenhängen.
So, genug mit langweiliger und trockener Theorie und nervigen Zahlen, schauen wir uns nun an, welche Objektivtypen es gibt und was sie besonders macht.
Unterschiedliche Objektivtypen
Wie du sicher schon anhand der Brennweite und dem Bildwinkel bei Objektiven gemerkt hast, sind nicht alle Objektive gleich. Damit man die Objektive einteilen kann, werden Objektivtypen nach Brennweiten und Eigenschaften eingeteilt:
Standard- oder Normalobjektive
Fangen wir mit dem gängigsten Objektivtyp an, dem Normalobjektiv oder auch Standardobjektiv genannt. Dieses Objektiv hat seinen Namen dadurch, dass die Perspektive und Größenabbildung dieser Objektive ungefähr der des menschlichen Auges entspricht. Dadurch wirkt das Bild also normal. In der Regel wird ein Objektiv mit 50 mm als Normalobjektiv bezeichnet. Aber Brennweiten knapp über und unter 50 mm lassen sich auch noch in diesen Objektivtyp einordnen. Sehr praktisch ist, dass diese Objektive meist sehr erschwinglich sind und eine gute Lichtstärke haben.
Makroobjektive
Ein Makroobjektiv ist für den Nahbereich optimiert und kann sehr nah an das Motiv ran gehen und Scharfstellen. Das macht es möglich, sehr kleine Motive groß und detailliert darzustellen. Doch nicht nur für Nahaufnahmen, sondern auch für den Fernbereich sind diese Objektive hervorragend geeignet. Durch ihre ausgezeichnete Auflösung und die gute Kontrastleistung lassen sich auch sehr gute "normale" Fotos machen. Wenn du also sowieso gerne Makro Fotos machst, musst du dir nicht zusätzlich die selbe Brennweite nochmal kaufen, sondern kannst zum Beispiel einfach dein 100-mm-Makroobjektiv als 100-mm-Teleobjektiv nutzen. Das spart nicht nur Geld, sondern auch Platz in deinem Rucksack.
Leichte Teleobjektive
Ein leichtes Teleobjektiv hat eine Brennweite zwischen 85 und 135 mm. Es ist ideal für Portraits, da die Abbildung sehr neutral ist und die Perspektive gut für Portraits geeignet ist. Ein weiterer Vorteil ist die Größe. Leichte Teleobjektive sind aufgrund ihrer recht kurzen Bauweise sehr handlich und dennoch mit einer hohen Brennweite ausgestattet. Meiner Meinung nach sollte jeder Fotograf diesen Brennweitenbereich abgedeckt haben, was aber auch mit einem guten Telezoom oder Makroobjektiv geht, ohne sich extra dafür ein weiteres Objektiv kaufen zu müssen.
Teleobjektive
Wenn man mit der Fotografie beginnt, lernt man schnell, dass sehr schöne Momente, die man erlebt hat, auf den Fotos weniger intensiv abgebildet sind. Das liegt oft daran, dass rund um das Motiv viel Überflüssiges zu sehen ist, welches das menschliche Auge ausblendet, aber deine Kamera nicht. Aus diesem Grund sind Teleobjektive sehr beliebt, da du durch den engen Bildwinkel unnötige Informationen ausblenden und dein Bild aufs Wesentliche fokussieren kannst. Typische Einsatzbereiche von Teleobjektiven sind Tiere, Detailaufnahmen, bestimmte Sportarten und Fernblicke. Teleobjektive erkennst du daran, dass sie eine lange Brennweite haben. Die Brennweite befindet sich im Bereich zwischen 100 mm bis 200 mm. Du kannst also Motive aus der Ferne sehr nah ran zoomen und so detailliert abbilden.
Ultratele- oder Superteleobjektive
Von Ultra- oder auch Superteleobjektiven spricht man ab einer Brennweite von über 200 mm. Diese Art von Objektiven sind aufwendig aufgebaut und sie sind sehr groß und schwer. Daher sind sie auch extrem teuer und nur als professioneller Tier- oder Sportfotograf erschwinglich. Fotografieren mit diesem Objektiv ist ohne Stativ sehr schwierig und macht sie daher auch sehr unhandlich. Zudem sind diese Objektive schwer zu bedienen und benötigen äußerste Sorgfalt. Ich würde dir also empfehlen, dir nur ein solches Objektiv zuzulegen, wenn du dich auf Tier- oder Sportfotografie spezialisierst, wo ein solches Objektiv wirklich sinnvoll ist.
Weitwinkelobjektive
Du willst so viel wie möglich aufs Bild bringen? Dann ist das Weitwinkelobjektiv genau das Richtige für dich. Dieser Typ von Objektiv hat eine sehr geringe Brennweite von ca. 20 bis 35 mm. Dadurch ist es möglich einen großen Bildwinkel aufzunehmen. Zudem ist es sehr kompakt und lichtstark, was es zum idealen Begleiter auf Reisen usw. macht. Sehr beliebt ist dieses Objektiv vor allem in der Landschaftsfotografie, da man damit sehr viel Schärfentiefe erreichen kann und Landschaften breit abbilden kann. Ich würde dir empfehlen auf alle Fälle ein solches Objektiv in dein Equipment aufzunehmen.
Ultraweitwinkelobjektive
Genauso wie die Weitwinkelobjektive haben auch Ultraweitwinkel einen weiten, oder wie der Name schon andeutet, einen ultra weiten Winkel. Durch Brennweiten von unter 20 mm macht das Ultraweitwinkel einen Bildwinkel möglich, der mit keinem anderen Objektiv realisierbar ist. Das macht das Ultraweitwinkelobjektiv perfekt für Aufnahmen mit möglichst breitem Winkel. Jedoch solltest du dich in Acht nehmen, denn eine sehr kleine Brennweite führt oft dazu, dass das Bild unnatürlich erscheint. Verwendet wird diese oft bei Architekturfotos oder Landschaftsfotos, da man auch in engen Bereichen und Räumen möglichst viel aufs Bild bekommt.
Damit du dir vorstellen kannst, wie das Ganze aussieht, schau dir mal die folgende Abbildung an:

Nun kennst du die geläufigsten Kameratypen, doch das ist noch nicht alles. Neben den Brennweiten der Kameras unterscheidet man zwischen Festbrennweiten und Zoomobjektiven. Was der Unterschied ist, zeige ich dir jetzt.
Zoomobjektiv vs. Festbrennweite
Neben unterschiedlichen Brennweiten teilt man Objektive auch in Festbrennweite oder Zoomobjektiv ein. Doch worin besteht der Unterschied?
Festbrennweite
Wie der Name vielleicht schon vermuten lässt, haben diese Objektive eine feste Brennweite. Das bedeutet, dass du nur eine Brennweite zur Auswahl hast und nicht die Möglichkeit hast zu zoomen und so die Brennweite zu verändern. Der Vorteil dieser Objektive ist, dass sie meist eine sehr offene Blende möglich machen und so sehr lichtstark sind. Zudem haben Objektive mit einer festen Brennweite eine ausgezeichnete Qualität. Erkennen kannst du eine Festbrennweite daran, dass nur ein mm-Wert angegeben ist.
Zoomobjektive
Zoomobjektive haben die Besonderheit, dass du die Brennweite verändern kannst. Dadurch kannst du deinen Bildwinkel verändern und deinen Bildausschnitt vergrößern oder verkleinern, ohne dich von der Stelle bewegen zu müssen. Doch wo Vorteile sind, sind auch meist Nachteile. Das Zoomobjektiv ist im Vergleich zu Festbrennweiten weniger lichtstark. Zudem sind sie oft viel schwerer, da durch die Zoomfunktion eine kompliziertere Optik notwendig ist. Erkennen kannst du ein Zoomobjektiv daran, dass es statt nur einem Wert und einer angegeben maximalen Blendenöffnung, jeweils 2 Werte angegeben hat. Hast du zum Beispiel 28-300 mm auf deinem Objektiv stehen, so hast du mindestens eine Brennweite 28 mm und maximal 300 mm. Diese kannst du dann stufenlos einstellen und verändern. Aber auch zwei Blendenwerte stehen dann auf deinem Objektiv, zum Beispiel f/3.5-5.6. Das bedeutet also, dass du bei einer Brennweite von 28 mm die maximale Blendenöffnung von f/3.5 einstellen kannst und bei 300 mm nur f/5.6.
Du siehst also, dass beide Objektive ihre Vorzüge haben. Ich muss gestehen, dass ich ein großer Fan von Festbrennweiten bin, da die Bildqualität wirklich hervorragend ist und man sich voll und ganz auf den Bildausschnitt fokussieren kann, ohne die Brennweite zu verstellen. Jedoch kommt man in manchen Situationen ohne Zoomobjektiv nicht klar, weswegen ich auch gerne eines dabei habe.
Beschäftigen wir uns als nächstes mit den unterschiedlichen Kennzeichnungen, die du auf einem Objektiv findest.
Kennzeichnungen von Objektiven
Wenn du dir ein Objektiv anschaust, wirst du schnell feststellen, dass es zahlreiche Kennzeichnungen und Zahlen hat, die man verstehen sollte, um in jeder Situation das richtige Objektiv zu wählen. Daher möchte ich dir einen kleinen Überblick über die wichtigsten Kennzeichnungen geben:
Anschluss des Objektives
Jede Kameramarke hat unterschiedliche Kennzeichnungen um anzugeben, welches Objektiv es ist. Damit meine ich nicht ob Weitwinkel oder Tele, sondern für welchen Kameratyp das Objektiv gemeint ist bzw. welchen Anschluss das Objektiv hat. Bei Canon werden zum Beispiel Objektive, die mit EF-S gekennzeichnet sind, nur für Crop-Kameras verwendet und sind nicht kompatibel mit Vollformat Kameras. Diese Art von Objektiv wird bei Nikon mit FX und bei Sony mit DT gekennzeichnet. Das heißt also, dass nicht alle Objektive für alle Kameras verwendet werden können. Daher solltest du dich vorab unbedingt informieren, welches Objektiv für deine Kamera geeignet ist und wie die Bezeichnung lautet, damit du nicht irrtümlich ein falsches Objektiv kaufst.
Brennweite
Du hast ja bereist einiges über die Brennweite gelernt. Damit du aber nicht selbst messen musst, welche Brennweite dein Objektiv hat, ist die Brennweite oder der Brennweitenbereich deines Objektives angeschrieben. Du erkennst diese Kennzeichnung dadurch, dass auf die Zahl oder die Zahlen ein "mm" folgt. Je nach Zoomobjektiv oder Festbrennweite sind zwei Zahlen durch einen Bindestrich oder nur eine Zahl angeschrieben.
Blendenzahl
Eine sehr wichtige Eigenschaft des Objektives ist die maximale Blendenöffnung, also die niedrigste Blendenzahl. Wenn du ein lichtstarkes Objektiv haben möchtest, solltest du darauf achten, dass dein Objektiv eine sehr niedrige Zahl hinter dem "f/" stehen hat. Auf einem Zoomobjektiv steht hinter f/ nicht nur eine Zahl, sondern (wie bei der Brennweite auch) zwei Zahlen mit einem Bindestrich voneinander getrennt. Dies sieht in etwa so aus: f/Zahl-Zahl. Das bedeutet, dass du bei der geringsten Brennweite die erste Zahl nach dem f/ als maximale Blendenöffnung zur Verfügung hast und bei der größten Brennweite die zweite Zahl.
Qualität
Sehr hochqualitative Objektive werden oft vom Hersteller zusätzlich als solche gekennzeichnet. Bei Canon steht zum Beispiel ein "L" am Objektiv für eine derartige Kennzeichnung. Dadurch weißt du, dass du ein qualitatives (und oft teures) Objektiv in der Hand hast. Diese Qualitätskennzeichnung wird bei Tamron Objektiven mit SP und bei Sigma mit EX angeschrieben.
Stabilisator
Verfügt dein Objektiv über einen Bildstabilisator, so findest du auch dafür eine Kennzeichnung. Bei Canon Objektiven wird diese mit "IS" angeschrieben, was abgekürzt so viel bedeutet wie "Image Stabilizer" oder auf Deutsch Bildstabilisator. Auch bei Objektiven von Nikon (VR), Sigma (OS) oder Tamron (VC) findest du diese Kennzeichnung.
Ultraschallmotor
Damit deine Kamera automatisch fokussieren kann, benötigt dein Objektiv einen Motor. Dabei gibt es mehrere verschiedene Typen von Motoren. Eine sehr häufige Art ist der sogenannte Ultraschallmotor. Hat dein Objektiv einen solchen verbaut, dann findest du bei Canon ein "USM", bei Nikon ein "SWM", bei Sigma ein "HSM" und bei Tamron ein "USD" am Objektiv. Diese Art von Autofokus Antrieb zeichnet sich vor allem durch seine Schnelligkeit und leise Funktion aus.
Zusammenfassung
Ein Objektiv ist nicht gleich ein Objektiv. Es gibt unterschiedliche Typen und Arten, die für unterschiedliche Einsatzzwecke geeignet sind. Du wirst also kein Objektiv finden, das für alles geeignet ist. Wichtig ist, dass du dir vorher überlegst, was du fotografieren möchtest und wie die Bedingungen sind und danach entscheidest, welches Objektiv dafür am besten geeignet ist. Die Grundlagen dafür hast du ja nun bereits gelernt.
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